A Nightmare on Elm Street. USA 2010. R.: Samuel Bayer.
Im Horrorgenre geht der Trend seit einigen Jahren Richtung Remakes und Reboots. Liegt es an der grassierenden Ideenlosigkeit in Hollywood oder der Tatsache, dass sich mit den Ikonen des Horrorfilms schnell viel Geld verdienen lässt? Vermutlich beides.
Michael Bays Produktionsfirma Platinum Dunes, die u.a. bereits die Remakes The Texas Chainsaw Massacre (2003) und Friday the 13th (2009) verbrochen hat, versucht sich nun an der Neuverfilmung von Wes Cravens Klassiker A Nightmare on Elm Street (1984), ein Film über Angst, Alpträume und verdrängte Schuld. Davon ist im Remake leider wenig zu spüren. Eigentlich konnte man nach Bays misslungenen ersten Ausflügen ins Horrorgenre nichts Großes erwarten, aber ein Hoffnungsschimmer war dann doch am Horizont zu erkennen: Regisseur Marcus Nispel, der sich für das Massaker am Texas Chainsaw Massacre und das unmotivierte Freitag der 13.-Reboot verantwortlich zeichnet, wurde für Nightmare on Elm Street durch Musikclip-Regisseur Samuel Bayer ersetzt. Dem Film hilft das aber leider gar nichts. Zwar gelingt es Bayer durch düstere Beleuchtung und einige beeindruckende Special-Effects zumindest stellenweise eine alptraumhafte Atmosphäre zu kreieren, aber eine gelungene Optik macht bekanntermaßen noch keinen guten Film. Dafür bleiben die Charaktere viel zu blass und austauschbar, was eine Identifikation mit ihnen schier unmöglich macht, ein fataler Fehler für jeden Horrorfilm. Folglich interessiert es auch kaum jemanden, wenn der nächste Teenager nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip in seinen durchgestylten Alpträumen dahingemetzelt wird. Das Schauspiel ist genretypisch durchschnittlich, d.h. man hat schon schlechteres gesehen aber auch viel besseres. Einzig und allein Jackie Earle Haley als Freddy Krueger gelingt es, seiner Rolle Charisma und die nötige Boshaftigkeit und Rachsucht zu verleihen. Freddy Krueger ist eine der großen Ikonen des modernen Horrorfilms und Haley versteht es der Figur die nötige Ernsthaftigkeit, die ihr in den unzähligen Fortsetzungen in den 80ern abhanden gekommen war, zurückzugeben und kann auch in den Rückblenden, die Kruegers Geschichte beleuchten, überzeugen.
Die Tatsache, dass Krueger ein Kinderschänder war (im Original wurde Kinderschänder noch zu Kindermörder entschärft) soll schockieren, was aber nicht gelingt. Man hätte durchaus versuchen können dieses unbequeme Thema weiter auszubauen, aber Versuche bleiben bereits im Ansatz stecken. Ansonsten zeigt Bayer nicht die geringste Spur von Originalität. Viele Szenen sind direkt aus dem Original entnommen und fallen im Vergleich zu diesem deutlich schlechter (und auch bei weitem nicht so grausam) aus. Zumindest wird die Grundidee des Originals, dass die Kinder für die Fehler ihrer Eltern büßen müssen, plausibel auf die Neuverfilmung übertragen.
Leider schafft es Bayer nicht wie im Original die Spannung konstant aufrecht zu erhalten. Stattdessen hangelt sich der Film von einem vorhersehbaren Schockmoment zum nächsten und überbrückt die Zeit dazwischen mit Langeweile und dümmlichen Dialogen, die lediglich das gerade Geschehene kommentieren.
Bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Mal alles besser wird. Bestenfalls lässt Bay die Finger von den Originalen und verzichtet fortan auf überflüssige Neuverfilmungen.
Fazit: Ein weiteres unmotiviertes und relativ spannungsloses Remake eines Horrorklassikers, das zwar an einigen Stellen optisch überzeugen kann, ansonsten aber farblos bleibt. Im Vergleich zum Original deutlich schwächer.
Wertung: 3 / 10
Der Kinofreund
Kritiken und Meinungen zu aktuellen und allen anderen Filmen.
Montag, 15. November 2010
The Expendables
The Expendables. USA 2010. R.: Sylvester Stallone.
„The Boys are back in town“ heißt es während des Abspanns von Sylvester Stallones neuem Actionkracher The Expendables. Der Actionhaudegen der 80er- und 90er-Jahre hat viele seiner ehemaligen Weggefährten vor der Kamera versammelt. Dolph Lundgren, Bruce Willis, Mickey Rourke, sogar Arnold Schwarzenegger gibt ein kurzes Stelldichein. Zur Seite gestellt werden ihnen Kollegen aus der nächsten Generation von Krawallmachern, etwa Jason Statham und Jet Lee. Das lässt Erinnerungen aufkommen, als die Helden des Actionkinos noch reichlich muskelbepackte Kampfmaschinen waren, die in meist herrlich trashigen Abenteuern eine ganze Armee im Alleingang niedermähten. Und so ähnlich machen es auch die „Expendables“ im neuen Film.
Die sind nämlich eine Söldnertruppe mit dem Auftrag, den Diktator eines karibischen Inselstaates zu eliminieren. Wie sich jedoch herausstellt hat ein abtrünniger CIA-Agent die Finger mit im Spiel, was die Sache für die Expendables umso gefährlicher macht. Recht viel mehr hat die Handlung nicht zu bieten, denn schon bald schlagen und schießen sich die Söldner den Weg frei. Nebenhandlungen wie die um die Freundin von Lee (Statham) und deren Ex verkommen rein zur Rechtfertigung für eine weitere Schlägerei. Aber mehr konnte man doch eigentlich auch nicht erwarten. Auf was es ankommt sind die Actionszenen, und die haben einiges zu bieten. Ob zu Luft oder zu Wasser, mit Messern, schwerem Geschütz oder mit bloßen Händen kämpft sich die Truppe durch ihr Abenteuer und geht dabei alles andere als zimperlich vor. Da werden Knochen gebrochen und Körperteile abgeschossen. Die teils sehr hektischen Schnitte und die wackelige Handkamera verwirren jedoch teilweise zu sehr und nerven auf die Dauer. Zum Schluss darf dann genretypisch alles in die Luft gesprengt werden was explodieren kann. Ein deutlicher Höhepunkt lässt sich unter all dem Krawall allerdings nicht ausmachen.
In den Kampfpausen gibt sich der Film teils ironisch und selbstreflexiv, reüssiert über den Actionfilm der 80er-Jahre. V.a. das Gespräch zwischen Willis, Stallone und Schwarzenegger steckt voller Anspielungen auf die Karrieren der drei. Etwas mehr von dieser Sorte wäre allerdings wünschenswert gewesen. Rourkes Charakter, sozusagen der geistige Vater der Expendables, sorgt für den einzigen „tiefgründigen“ Moment des Films, wenn er über das Wesen der Söldner philosophiert.
Trotz all der Mängel, die der Film ganz offensichtlich hat, ist es dennoch angenehm seit langem wieder einen Actionfilm mit echten, testosterongetriebenen Kerlen zu sehen und nicht mit irgendwelchen computergenerierten Superhelden. Es wird mit echtem Stahl gearbeitet, echte Stunts gemacht und echt geschwitzt. Und es wird einmal nicht die Erde oder gar das Ganze Universum gerettet, sondern nur eine winzige Insel. Das waren noch Männer damals in den 80ern…
Fazit: Teils selbstreflexiver Actionkracher nach dem Muster der Actionfilme der 80er, der außer expliziten Kämpfen und viel Krach wenig zu bieten hat.
Wertung: 5 / 10
„The Boys are back in town“ heißt es während des Abspanns von Sylvester Stallones neuem Actionkracher The Expendables. Der Actionhaudegen der 80er- und 90er-Jahre hat viele seiner ehemaligen Weggefährten vor der Kamera versammelt. Dolph Lundgren, Bruce Willis, Mickey Rourke, sogar Arnold Schwarzenegger gibt ein kurzes Stelldichein. Zur Seite gestellt werden ihnen Kollegen aus der nächsten Generation von Krawallmachern, etwa Jason Statham und Jet Lee. Das lässt Erinnerungen aufkommen, als die Helden des Actionkinos noch reichlich muskelbepackte Kampfmaschinen waren, die in meist herrlich trashigen Abenteuern eine ganze Armee im Alleingang niedermähten. Und so ähnlich machen es auch die „Expendables“ im neuen Film.
Die sind nämlich eine Söldnertruppe mit dem Auftrag, den Diktator eines karibischen Inselstaates zu eliminieren. Wie sich jedoch herausstellt hat ein abtrünniger CIA-Agent die Finger mit im Spiel, was die Sache für die Expendables umso gefährlicher macht. Recht viel mehr hat die Handlung nicht zu bieten, denn schon bald schlagen und schießen sich die Söldner den Weg frei. Nebenhandlungen wie die um die Freundin von Lee (Statham) und deren Ex verkommen rein zur Rechtfertigung für eine weitere Schlägerei. Aber mehr konnte man doch eigentlich auch nicht erwarten. Auf was es ankommt sind die Actionszenen, und die haben einiges zu bieten. Ob zu Luft oder zu Wasser, mit Messern, schwerem Geschütz oder mit bloßen Händen kämpft sich die Truppe durch ihr Abenteuer und geht dabei alles andere als zimperlich vor. Da werden Knochen gebrochen und Körperteile abgeschossen. Die teils sehr hektischen Schnitte und die wackelige Handkamera verwirren jedoch teilweise zu sehr und nerven auf die Dauer. Zum Schluss darf dann genretypisch alles in die Luft gesprengt werden was explodieren kann. Ein deutlicher Höhepunkt lässt sich unter all dem Krawall allerdings nicht ausmachen.
In den Kampfpausen gibt sich der Film teils ironisch und selbstreflexiv, reüssiert über den Actionfilm der 80er-Jahre. V.a. das Gespräch zwischen Willis, Stallone und Schwarzenegger steckt voller Anspielungen auf die Karrieren der drei. Etwas mehr von dieser Sorte wäre allerdings wünschenswert gewesen. Rourkes Charakter, sozusagen der geistige Vater der Expendables, sorgt für den einzigen „tiefgründigen“ Moment des Films, wenn er über das Wesen der Söldner philosophiert.
Trotz all der Mängel, die der Film ganz offensichtlich hat, ist es dennoch angenehm seit langem wieder einen Actionfilm mit echten, testosterongetriebenen Kerlen zu sehen und nicht mit irgendwelchen computergenerierten Superhelden. Es wird mit echtem Stahl gearbeitet, echte Stunts gemacht und echt geschwitzt. Und es wird einmal nicht die Erde oder gar das Ganze Universum gerettet, sondern nur eine winzige Insel. Das waren noch Männer damals in den 80ern…
Fazit: Teils selbstreflexiver Actionkracher nach dem Muster der Actionfilme der 80er, der außer expliziten Kämpfen und viel Krach wenig zu bieten hat.
Wertung: 5 / 10
Samstag, 30. Oktober 2010
Piranha 3D
Piranha 3D. USA 2010. Regie: Alexandre Aja.
Nur wenige Filme halten was sie versprechen. Piranha 3D liefert allerdings genau das ab, was man vom Remake eines 70er-Jahre B-Pictures erwarten kann: Titten, Blut und schrägen Humor. Horror-Regietalent Alexandre Aja, bekannt geworden als Vertreter der „Neuen Französischen Härte“ (Haute Tension (2003)) und durch sein hervorragendes Remake The Hills Have Eyes (2006), liefert mit seiner Joe Dante-Neuverfilmung ein Werk im Geiste der Trashfilme Roger Cormans oder Samuel Z. Arkoffs ab.
Die Story ist schnell erzählt: Spring Break in Lake Victoria, tausende trink- und sexwütige Teenager fallen in die Kleinstadt ein und feiern wilde Parties auf dem See. Doch wie der Zufall es so will hat ein Erdbeben am Tag zuvor einen Zugang zu einem Höhlensystem unter dem See geschaffen. Dort brüten prähistorische und äußerst gefräßige Piranhas, die es bald auf das Fleisch der Partytreibenden abgesehen haben. Nun ist es an Sheriff Forester, das Blutbad zu verhindern…
Es sei gleich gesagt, dass sie das nur bedingt schafft. Denn wie von Aja, Mitglied des berühmt-berüchtigten „Splat-Packs“ (Mitstreiter Eli Roth übernimmt eine kurze aber blutige Rolle), nicht anders zu erwarten war, sprengt der Gore-Gehalt von Piranha 3D alles bisher da gewesene. In Sekundenschnelle nagen die Killerfische ihre Opfer bis auf die Knochen ab, abgebissene Gliedmaßen und klaffende Wunden werden nur allzu explizit präsentiert, sodass die Ekelgrenze bald erreicht ist. Man merkt, dass es Aja eine wahre Freude ist, die äußerst reaktionäre Moralvorstellung seines Trashstreifens möglichst blutig zu predigen: denn es stirbt, wer Sex hat, seine Reize allzu offenherzig präsentiert oder sich bis zur Besinnungslosigkeit besäuft. Das unmoralische Partyvolk bekommt die Abreibung für ihr sittenloses Verhalten, die in Form der Piranhas wie eine alttestamentarische Plage daherkommt. Aja zeigt nur allzu deutlich was er von der Generation „Fun“ hält, zumal er wiederholt eine Familie in den Mittelpunkt des Geschehens stellt. Ob er diese konservative Moralvorstellung aber wirklich mit vollem Ernst propagiert ist, zumindest über weite Teile des Films, zu bezweifeln. Denn der Regisseur verbeugt sich mit dieser für den Horrorfilm der späten 70er- und 80er-Jahre typischen Moralhaltung vor eben diesem Genre. Zudem spritzt einfach viel zu viel Blut und alles ist zu hanebüchen, um es noch ernst nehmen zu können. Da wird nämlich der abgebissene Penis eines Pornoproduzenten von einem hungrigen Piranha verspeist (gibt es ein besseres Bild um reaktionäre Moral auf den Punkt zu bringen?) und die meist von Pornodarstellerinnen verkörperten Opfer der fiesen Fische werden da gebissen, wo es am meisten weh tut. Aber gerade darin liegt die Stärke von Ajas Neuem. Er gibt nicht vor ein ernstes Stück Kino zu sein. Er gefällt sich wie er ist, als Trash, und zelebriert das auf nur alle erdenklichen (Horror-)Weisen.
Fazit: Bewusst trashiges Remake eines 70er-Jahre B-Movies, mit reaktionärer Grundhaltung, das aber v.a. das hält, was es verspricht: Titten, Blut und schrägen Humor – in 3D!
Wertung: 5 / 10
Nur wenige Filme halten was sie versprechen. Piranha 3D liefert allerdings genau das ab, was man vom Remake eines 70er-Jahre B-Pictures erwarten kann: Titten, Blut und schrägen Humor. Horror-Regietalent Alexandre Aja, bekannt geworden als Vertreter der „Neuen Französischen Härte“ (Haute Tension (2003)) und durch sein hervorragendes Remake The Hills Have Eyes (2006), liefert mit seiner Joe Dante-Neuverfilmung ein Werk im Geiste der Trashfilme Roger Cormans oder Samuel Z. Arkoffs ab.
Die Story ist schnell erzählt: Spring Break in Lake Victoria, tausende trink- und sexwütige Teenager fallen in die Kleinstadt ein und feiern wilde Parties auf dem See. Doch wie der Zufall es so will hat ein Erdbeben am Tag zuvor einen Zugang zu einem Höhlensystem unter dem See geschaffen. Dort brüten prähistorische und äußerst gefräßige Piranhas, die es bald auf das Fleisch der Partytreibenden abgesehen haben. Nun ist es an Sheriff Forester, das Blutbad zu verhindern…
Es sei gleich gesagt, dass sie das nur bedingt schafft. Denn wie von Aja, Mitglied des berühmt-berüchtigten „Splat-Packs“ (Mitstreiter Eli Roth übernimmt eine kurze aber blutige Rolle), nicht anders zu erwarten war, sprengt der Gore-Gehalt von Piranha 3D alles bisher da gewesene. In Sekundenschnelle nagen die Killerfische ihre Opfer bis auf die Knochen ab, abgebissene Gliedmaßen und klaffende Wunden werden nur allzu explizit präsentiert, sodass die Ekelgrenze bald erreicht ist. Man merkt, dass es Aja eine wahre Freude ist, die äußerst reaktionäre Moralvorstellung seines Trashstreifens möglichst blutig zu predigen: denn es stirbt, wer Sex hat, seine Reize allzu offenherzig präsentiert oder sich bis zur Besinnungslosigkeit besäuft. Das unmoralische Partyvolk bekommt die Abreibung für ihr sittenloses Verhalten, die in Form der Piranhas wie eine alttestamentarische Plage daherkommt. Aja zeigt nur allzu deutlich was er von der Generation „Fun“ hält, zumal er wiederholt eine Familie in den Mittelpunkt des Geschehens stellt. Ob er diese konservative Moralvorstellung aber wirklich mit vollem Ernst propagiert ist, zumindest über weite Teile des Films, zu bezweifeln. Denn der Regisseur verbeugt sich mit dieser für den Horrorfilm der späten 70er- und 80er-Jahre typischen Moralhaltung vor eben diesem Genre. Zudem spritzt einfach viel zu viel Blut und alles ist zu hanebüchen, um es noch ernst nehmen zu können. Da wird nämlich der abgebissene Penis eines Pornoproduzenten von einem hungrigen Piranha verspeist (gibt es ein besseres Bild um reaktionäre Moral auf den Punkt zu bringen?) und die meist von Pornodarstellerinnen verkörperten Opfer der fiesen Fische werden da gebissen, wo es am meisten weh tut. Aber gerade darin liegt die Stärke von Ajas Neuem. Er gibt nicht vor ein ernstes Stück Kino zu sein. Er gefällt sich wie er ist, als Trash, und zelebriert das auf nur alle erdenklichen (Horror-)Weisen.
Fazit: Bewusst trashiges Remake eines 70er-Jahre B-Movies, mit reaktionärer Grundhaltung, das aber v.a. das hält, was es verspricht: Titten, Blut und schrägen Humor – in 3D!
Wertung: 5 / 10
Kurzkritiken
Lohn der Angst (F, 1953)
Vier gescheiterte Existenzen heuern in einem venezuelanischen Provinznest bei einer Ölfirma an. Sie sollen zwei Lastwagenladungen hochexplosiven Sprengstoff 500 km über holprigen Pfaden durch Urwald und über Berge zu einem Ölfeld transportieren. Doch der Job, für den 2000$ Lohn winken, gleicht einem Himmelfahrtskommando. Dieser Klassiker des französischen Spannungsfilms versteht es mittels gekonnter Kameraarbeit die Trostlosigkeit der lateinamerikanischen Provinz darzustellen. Ein Drama über die menschliche Angst, das sich v.a. durch die detaillierte Charakterisierung der Figuren, sowie seine gekonnte Spannungsdramaturgie auszeichnet. In der Darstellung der Frauenfiguren allerdings äußerst fragwürdig.
Wertung: 7 / 10
Auf brennendem Eis (USA, 1994)
Der raffgierige Ölmulti Jennings will um jeden Preis eine neue Ölförderanlage in Alaska in Betrieb nehmen und nimmt dabei keine Rücksicht auf Mitarbeiter, Natur und Eingeborene. Einer von Jennings Mitarbeitern, der ehemalige Elitesoldat Taft (Steven Seagal!), erfährt von den skrupellosen Plänen seines Vorgesetzten und schließt sich dem Kampf der Inuit an. Das Regiedebut von Actionhaudegen Steven Seagal vermittelt mit den Konventionen eines Actionfilms ernstzunehmende Botschaften von Naturschutz und Völkerverständigung, missbraucht diese jedoch als Rechtfertigung für harte Gewalt. Seagals Regie wirkt zuweilen unschlüssig und lächerlich, z.B. in der viel zu langen Traumsequenz.
Wertung: 3 / 10
The Crazies (USA, 1973)
Das Original zu Breck Eisners Remake aus dem Jahre 2010. Über einer amerikanischen Kleinstadt stürzt ein Militärflugzeug ab, das den tödlichen Biokampfstoff “Trixie” geladen hat. Der Erreger wird freigesetzt und infiziert die Bevölkerung. Während das Militär versucht die Epidemie einzudämmen wagt eine kleine Gruppe von Einheimischen die Flucht. Die Armee muss schnell erkennen, dass sie der Lage nicht gewachsen ist. Stümperhaftes, unorganisiertes Vorgehen und komplizierte Bürokratie führen zum Misslingen des Einsatzes. Über der Stadt schwebt als Metapher für das ultimative Versagen der Politik ein Kampfbomber, allzeit bereit die Atombombe zu werfen. Allerdings wirkt Romeros Kritik an Regierung und Militär stellenweise zu plakativ und konstruiert. Zudem weist der Film einige Längen auf, v.a. dann, wenn die actionreichen Szenen immer wieder durch die Diskussionen der Politiker und Militärs unterbrochen werden. Der Film zeigt einige rasante Actionszenen und viel Kunstblut, wobei die Gewalt niemals zum Selbstzweck verkommt, sondern auf drastische Art und Weise das Versagen von Militär und Regierung verbildlicht. Die Omnipräsenz der in Schutzanzüge und Gasmasken gehüllten Militärs erzeugt eine klaustrophobische und von Panik beherrscht Stimmung. Nicht das Virus, sondern das Militär wird zur eigentlichen Gefahr. Alles in allem ein typischer Romero, wenn auch nicht sein bester.
Wertung: 6 / 10
Vier gescheiterte Existenzen heuern in einem venezuelanischen Provinznest bei einer Ölfirma an. Sie sollen zwei Lastwagenladungen hochexplosiven Sprengstoff 500 km über holprigen Pfaden durch Urwald und über Berge zu einem Ölfeld transportieren. Doch der Job, für den 2000$ Lohn winken, gleicht einem Himmelfahrtskommando. Dieser Klassiker des französischen Spannungsfilms versteht es mittels gekonnter Kameraarbeit die Trostlosigkeit der lateinamerikanischen Provinz darzustellen. Ein Drama über die menschliche Angst, das sich v.a. durch die detaillierte Charakterisierung der Figuren, sowie seine gekonnte Spannungsdramaturgie auszeichnet. In der Darstellung der Frauenfiguren allerdings äußerst fragwürdig.
Wertung: 7 / 10
Auf brennendem Eis (USA, 1994)
Der raffgierige Ölmulti Jennings will um jeden Preis eine neue Ölförderanlage in Alaska in Betrieb nehmen und nimmt dabei keine Rücksicht auf Mitarbeiter, Natur und Eingeborene. Einer von Jennings Mitarbeitern, der ehemalige Elitesoldat Taft (Steven Seagal!), erfährt von den skrupellosen Plänen seines Vorgesetzten und schließt sich dem Kampf der Inuit an. Das Regiedebut von Actionhaudegen Steven Seagal vermittelt mit den Konventionen eines Actionfilms ernstzunehmende Botschaften von Naturschutz und Völkerverständigung, missbraucht diese jedoch als Rechtfertigung für harte Gewalt. Seagals Regie wirkt zuweilen unschlüssig und lächerlich, z.B. in der viel zu langen Traumsequenz.
Wertung: 3 / 10
The Crazies (USA, 1973)
Das Original zu Breck Eisners Remake aus dem Jahre 2010. Über einer amerikanischen Kleinstadt stürzt ein Militärflugzeug ab, das den tödlichen Biokampfstoff “Trixie” geladen hat. Der Erreger wird freigesetzt und infiziert die Bevölkerung. Während das Militär versucht die Epidemie einzudämmen wagt eine kleine Gruppe von Einheimischen die Flucht. Die Armee muss schnell erkennen, dass sie der Lage nicht gewachsen ist. Stümperhaftes, unorganisiertes Vorgehen und komplizierte Bürokratie führen zum Misslingen des Einsatzes. Über der Stadt schwebt als Metapher für das ultimative Versagen der Politik ein Kampfbomber, allzeit bereit die Atombombe zu werfen. Allerdings wirkt Romeros Kritik an Regierung und Militär stellenweise zu plakativ und konstruiert. Zudem weist der Film einige Längen auf, v.a. dann, wenn die actionreichen Szenen immer wieder durch die Diskussionen der Politiker und Militärs unterbrochen werden. Der Film zeigt einige rasante Actionszenen und viel Kunstblut, wobei die Gewalt niemals zum Selbstzweck verkommt, sondern auf drastische Art und Weise das Versagen von Militär und Regierung verbildlicht. Die Omnipräsenz der in Schutzanzüge und Gasmasken gehüllten Militärs erzeugt eine klaustrophobische und von Panik beherrscht Stimmung. Nicht das Virus, sondern das Militär wird zur eigentlichen Gefahr. Alles in allem ein typischer Romero, wenn auch nicht sein bester.
Wertung: 6 / 10
Trash Time: Attack of the Giant Leeches
Attack of the Giant Leeches. USA 1959. Regie: Bernard L. Kowalski.
In den 50er-Jahren war das alltägliche Leben in den USA durchdrungen von der Angst vor kommunistischer Spionage und nuklearem Weltuntergang. Während unter Senator McCarthy eine regelrechte Hatz auf Kommunisten betrieben wurde und die heimische Propaganda alle Geschütze aufbot, um den Feind zu diffamieren und Angst zu schüren, lieferte man sich mit der Sowjetunion ein schwindelerregendes Wettrüsten um die höchstmögliche Menge an Nuklearsprengköpfen. Diese Ängste erfuhren im Horror- und Science-Fiction-Film ihre mediale Aufarbeitung: Außerirdische infiltrierten die Gesellschaft und durch radioaktive Strahlung zu riesenhafter Größe mutierte Tiere terrorisierten die Menschen. Auf einige erste Kassenerfolge folgten unzählige billig produzierte Plagiate, die Monster-B-Movies der 50er waren geboren und ließen alles was Flora und Fauna an Kriech- und Krabbeltieren bereithält auf das Kinopublikum los: haushohe Riesenspinnen, monströse Killerameisen, gigantische Echsen, mutierte Mäuse und mannsgroße Blutegel – Mäuse und Egel? Ja, in der Tat steigerte sich das Repertoire des Genres ins bis ins Bizzare und Groteske. Man konnte schließlich nicht 50 Filme über Riesenspinnen drehen. War eine Spezies abgearbeitet, musste man sich etwas Neues einfallen lassen, neue Ungeheuer schaffen, um das Publikum in die Kinos zu locken. Und so tummelten sich bald auch die sonderlichsten Kreaturen in radioaktiv verstrahlter Form auf der Leinwand, eben auch Spitzmäuse wie in The Killer Shrews (1959) und Blutegel in Attack of the Giant Leeches (1959). Letzterer zählt sicherlich zu den bizarrsten Vertretern des Horrorfilms der 50er und verdient deshalb eine nähere Betrachtung.
Irgendwo in den Sümpfen Floridas wird ein Trapper mit seltsamen Wundmahlen übersät tot aufgefunden. Die Einheimischen sind der Meinung ein Alligator sei für den Zwischenfall verantwortlich, Dr. Greyson (Tyler McVey) glaubt jedoch, dass eine unbekannte Lebensform, etwa ein riesiger Blutegel, die Verletzungen herbeigeführt hat. Als der Ladenbesitzer Dave (Bruno Ve Sota) seine Frau (Yvette Vickers) mit seinem besten Kumpel Cal (Michael Emmet) beim Fremdgehen ertappt, jagt er beide in die Sümpfe und wird dort Zeuge wie titelgebende Kreaturen das Liebespaar unter Wasser ziehen. Als kurz darauf noch zwei weitere Menschen verschwinden wird die Jagd auf die Killeregel eröffnet. Wildhüter Steve (Ken Clark) taucht hinab in die Tiefen des Sumpfes, um den Kampf mit den Bestien aufzunehmen. . .
Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass die Bewohner des Südstaatenkaffs sich gegen blutsaugende Monster zu Wehr setzen müssen, leiden sie auch noch unter übelster Stereotypisierung. Die Männer des Ortes sind entweder fett, dumm oder betrunken, in den meisten Fällen sogar alles auf einmal. Die Frauen sind, wie sollte es anders sein, entweder meinungs- und wehrlose Dummerchen oder Sexsymbole. Lediglich zwei Männer fügen sich nicht in dieses stereotype Idyll ein: der Akademiker Dr. Greyson und der Held Steve, ein Wildhüter mit dem Scharm eines Besenstiels aber der Brustbehaarung eines ausgewachsenen Bären. Steve hat zudem ein Auge auf die Tochter des Doktors geworfen. Die Sumpfgegend Floridas ist also, zumindest nach der Vorstellung der Produzenten, überwiegend von Hill Billies bewohnt, die sich zu jeder Gelegenheit ihren selbstgebrannten Schnaps aus hinter die Binde kippen, Latzhosen tragen und Strohhalme knabbern.
Diese debilen Hinterwäldler werden von Männern attackiert, die in lächerlichen Kostümen stecken, welche eher an einen Tintenfisch im Latexponcho als an einen Blutegel erinnern. Spätestens jetzt macht sich ungewollte Komik breit, wenn diese lachhaften Gestalten aus dem Wasser torkeln und man bei genauem Hinsehen sogar die Sauerstoffflaschen der Taucher unter den Kostümen erkennen kann. Die schlechten Kostüme sind v.a. dem äußerst geringen Budget des Films zu schulden, der übrigens von B-Movie-König Roger Corman produziert wurde. Die „schrecklichen“ Ungeheuer holen sich ein unschuldiges Opfer nach dem anderen, töten ihre Opfer aber nicht einfach, sondern schleppen sie in eine Unterwasserhöhle, um ihnen dort über Tage hinweg das Blut auszusaugen. In den Szenen, in der die Egel ihre Opfer malträtieren kommt zum ersten und leider auch letzten Mal etwas wie Atmosphäre auf. Jedoch wird dieser Lichtblick nach nur wenigen Sekunden durch das völlig übertriebene und Gestöhne Yvette Vickers und die staubsaugerartigen Geräusche, die die Ungeheuer von sich geben, jäh zunichte gemacht.
Bald findet man heraus, dass es sich bei den Ungeheuern nicht, wie zuerst vermutet, um Alligatoren, sondern um mutierte Blutegel handelt und sucht einen Weg, die Bestien zu vernichten. Es ist Steve, der stocksteife Wildhüter, der gegen die Ungeheuer in den Kampf zieht und sie mit einer ordentlichen Portion Dynamit ins Jenseits befördert. Dass Steve entgegen seiner festen Überzeugung Sprengstoff einsetzt spottet jeder Logik, da er den gesamten Film lang derjenige war, der sich gegen den Gebrauch von Dynamit ausgesprochen hat, um das Ökosystem des Sumpfes nicht nachhaltig zu schädigen. Aber selbst derartige Logikfehler fallen bei der Qualität dieses Films nicht mehr ins Gewicht. Die finale Konfrontation mit den mutierten Kriechtieren findet sodann unter Wasser statt und könnte durchaus spannend sein, wenn man etwas erkennen könnte. Die Unterwasseraufnahmen sind dermaßen trübe und verschwommen, dass man nur erraten kann, was sich gerade auf dem Bildschirm vor einem abspielt. Sehnsüchtig erinnert man sich an dieser Stelle an die grandiosen Unterwasseraufnahmen aus Creature from the Black Lagoon (1954). Zumindest wird somit ein zu genauer Blick auf die amateurhaften Kostüme mehr oder weniger geschickt kaschiert. Nach kurzem Kampf sind die Monster besiegt, Steve darf sein Mädchen in den Armen halten und die Dorfbewohner können wieder in Ruhe in den Sümpfen herumlungern, aber eine Frage bleibt noch: Woher stammten die Monster eigentlich? Auf diese Frage hat Dr. Greyson selbstverständlich sofort die passende Antwort parat: Die Blutegel sind durch, wer hätte das gedacht, radioaktive Strahlung vom nahe gelegenen Cape Canaveral Space Center zu riesenhafter Größe mutiert.
In den 50er-Jahren war das alltägliche Leben in den USA durchdrungen von der Angst vor kommunistischer Spionage und nuklearem Weltuntergang. Während unter Senator McCarthy eine regelrechte Hatz auf Kommunisten betrieben wurde und die heimische Propaganda alle Geschütze aufbot, um den Feind zu diffamieren und Angst zu schüren, lieferte man sich mit der Sowjetunion ein schwindelerregendes Wettrüsten um die höchstmögliche Menge an Nuklearsprengköpfen. Diese Ängste erfuhren im Horror- und Science-Fiction-Film ihre mediale Aufarbeitung: Außerirdische infiltrierten die Gesellschaft und durch radioaktive Strahlung zu riesenhafter Größe mutierte Tiere terrorisierten die Menschen. Auf einige erste Kassenerfolge folgten unzählige billig produzierte Plagiate, die Monster-B-Movies der 50er waren geboren und ließen alles was Flora und Fauna an Kriech- und Krabbeltieren bereithält auf das Kinopublikum los: haushohe Riesenspinnen, monströse Killerameisen, gigantische Echsen, mutierte Mäuse und mannsgroße Blutegel – Mäuse und Egel? Ja, in der Tat steigerte sich das Repertoire des Genres ins bis ins Bizzare und Groteske. Man konnte schließlich nicht 50 Filme über Riesenspinnen drehen. War eine Spezies abgearbeitet, musste man sich etwas Neues einfallen lassen, neue Ungeheuer schaffen, um das Publikum in die Kinos zu locken. Und so tummelten sich bald auch die sonderlichsten Kreaturen in radioaktiv verstrahlter Form auf der Leinwand, eben auch Spitzmäuse wie in The Killer Shrews (1959) und Blutegel in Attack of the Giant Leeches (1959). Letzterer zählt sicherlich zu den bizarrsten Vertretern des Horrorfilms der 50er und verdient deshalb eine nähere Betrachtung.
Irgendwo in den Sümpfen Floridas wird ein Trapper mit seltsamen Wundmahlen übersät tot aufgefunden. Die Einheimischen sind der Meinung ein Alligator sei für den Zwischenfall verantwortlich, Dr. Greyson (Tyler McVey) glaubt jedoch, dass eine unbekannte Lebensform, etwa ein riesiger Blutegel, die Verletzungen herbeigeführt hat. Als der Ladenbesitzer Dave (Bruno Ve Sota) seine Frau (Yvette Vickers) mit seinem besten Kumpel Cal (Michael Emmet) beim Fremdgehen ertappt, jagt er beide in die Sümpfe und wird dort Zeuge wie titelgebende Kreaturen das Liebespaar unter Wasser ziehen. Als kurz darauf noch zwei weitere Menschen verschwinden wird die Jagd auf die Killeregel eröffnet. Wildhüter Steve (Ken Clark) taucht hinab in die Tiefen des Sumpfes, um den Kampf mit den Bestien aufzunehmen. . .
Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass die Bewohner des Südstaatenkaffs sich gegen blutsaugende Monster zu Wehr setzen müssen, leiden sie auch noch unter übelster Stereotypisierung. Die Männer des Ortes sind entweder fett, dumm oder betrunken, in den meisten Fällen sogar alles auf einmal. Die Frauen sind, wie sollte es anders sein, entweder meinungs- und wehrlose Dummerchen oder Sexsymbole. Lediglich zwei Männer fügen sich nicht in dieses stereotype Idyll ein: der Akademiker Dr. Greyson und der Held Steve, ein Wildhüter mit dem Scharm eines Besenstiels aber der Brustbehaarung eines ausgewachsenen Bären. Steve hat zudem ein Auge auf die Tochter des Doktors geworfen. Die Sumpfgegend Floridas ist also, zumindest nach der Vorstellung der Produzenten, überwiegend von Hill Billies bewohnt, die sich zu jeder Gelegenheit ihren selbstgebrannten Schnaps aus hinter die Binde kippen, Latzhosen tragen und Strohhalme knabbern.
Diese debilen Hinterwäldler werden von Männern attackiert, die in lächerlichen Kostümen stecken, welche eher an einen Tintenfisch im Latexponcho als an einen Blutegel erinnern. Spätestens jetzt macht sich ungewollte Komik breit, wenn diese lachhaften Gestalten aus dem Wasser torkeln und man bei genauem Hinsehen sogar die Sauerstoffflaschen der Taucher unter den Kostümen erkennen kann. Die schlechten Kostüme sind v.a. dem äußerst geringen Budget des Films zu schulden, der übrigens von B-Movie-König Roger Corman produziert wurde. Die „schrecklichen“ Ungeheuer holen sich ein unschuldiges Opfer nach dem anderen, töten ihre Opfer aber nicht einfach, sondern schleppen sie in eine Unterwasserhöhle, um ihnen dort über Tage hinweg das Blut auszusaugen. In den Szenen, in der die Egel ihre Opfer malträtieren kommt zum ersten und leider auch letzten Mal etwas wie Atmosphäre auf. Jedoch wird dieser Lichtblick nach nur wenigen Sekunden durch das völlig übertriebene und Gestöhne Yvette Vickers und die staubsaugerartigen Geräusche, die die Ungeheuer von sich geben, jäh zunichte gemacht.
Bald findet man heraus, dass es sich bei den Ungeheuern nicht, wie zuerst vermutet, um Alligatoren, sondern um mutierte Blutegel handelt und sucht einen Weg, die Bestien zu vernichten. Es ist Steve, der stocksteife Wildhüter, der gegen die Ungeheuer in den Kampf zieht und sie mit einer ordentlichen Portion Dynamit ins Jenseits befördert. Dass Steve entgegen seiner festen Überzeugung Sprengstoff einsetzt spottet jeder Logik, da er den gesamten Film lang derjenige war, der sich gegen den Gebrauch von Dynamit ausgesprochen hat, um das Ökosystem des Sumpfes nicht nachhaltig zu schädigen. Aber selbst derartige Logikfehler fallen bei der Qualität dieses Films nicht mehr ins Gewicht. Die finale Konfrontation mit den mutierten Kriechtieren findet sodann unter Wasser statt und könnte durchaus spannend sein, wenn man etwas erkennen könnte. Die Unterwasseraufnahmen sind dermaßen trübe und verschwommen, dass man nur erraten kann, was sich gerade auf dem Bildschirm vor einem abspielt. Sehnsüchtig erinnert man sich an dieser Stelle an die grandiosen Unterwasseraufnahmen aus Creature from the Black Lagoon (1954). Zumindest wird somit ein zu genauer Blick auf die amateurhaften Kostüme mehr oder weniger geschickt kaschiert. Nach kurzem Kampf sind die Monster besiegt, Steve darf sein Mädchen in den Armen halten und die Dorfbewohner können wieder in Ruhe in den Sümpfen herumlungern, aber eine Frage bleibt noch: Woher stammten die Monster eigentlich? Auf diese Frage hat Dr. Greyson selbstverständlich sofort die passende Antwort parat: Die Blutegel sind durch, wer hätte das gedacht, radioaktive Strahlung vom nahe gelegenen Cape Canaveral Space Center zu riesenhafter Größe mutiert.
I Love you Phillip Morris
I Love you Phillip Morris. USA 2009. Regie: Glenn Ficarra, John Requa.
Steven Russel (Jim Carrey) führt ein Bilderbuchleben mit Frau, Kind, gutem Job und einem schönen Häuschen. Doch nach einem Unfall beschließt er allerdings, sich zu seiner heimlichen Homosexualität zu bekennen und sein leben ab sofort so zu führen, wie er es schon immer wollte. Doch der Lebensstil eines im Luxus schwelgenden schwulen Partylöwen fordert seinen Tribut, v.a. finanzieller Natur. Steven wird zum Schwindler, hinterzieht Steuern und lässt sich auf krumme Geschäfte ein, und wird dafür mit einem Knastaufenthalt belohnt. Dort trifft er seine große Liebe, den ebenfalls homosexuellen Phillip Morris (Ewan McGregor). Schafft Steven es sich für die Liebe zu ändern und auf seinen ausschweifenden Lebensstil zu verzichten…?
Die sympathische und schwungvolle Komödie um Comedystar Jim Carey, der hier einen seiner besseren Auftritte hinlegt, lebt ganz von den Eskapaden und Abenteuern seines Protagonisten und der prickelnden Romantik zwischen dem Schwulenpärchen. Die Liebesszenen wirken im ersten Moment sehr gewöhnungsbedürftig, doch liegt dies einzig und allein den festgefahrenen und engstirnigen Sehgewohnheiten, die Hollywood dem Publikum über Jahre hinweg eingeflößt hat. Niemals würde man hier auf die Idee kommen ein homosexuelles Paar in den Mittelpunkt eines Liebesfilms zu stellen, und dann auch noch Zärtlichkeiten austauschen zu lassen. Viel lieber überlässt man den Schwulen die stereotypen und klischeebehafteten Nebenrollen oder schiebt sie in kleinere Independentproduktionen ab (Ausnahmen bestätigen die Regel: Brokeback Mountain (2005)). Die Leistung von I Love You Phillip Morris liegt darin, Schwulenliebe als ganz normale Liebe zu zeigen, wie sie auch bei heterosexuellen Paaren ausgelebt wird. Auf einige Klischees kann jedoch auch I Love You Phillip Morris nicht verzichten. So sieht man den Schwulen ihr Schwulsein oft schon von weitem an und auch ihre Handlungen scheinen von stereotypen Vorstellungen gelenkt zu werden. Der Film schafft es somit trotz seiner unverkrampften Herangehensweise an das Thema leider nicht, mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen und bestärkt diese streckenweise sogar noch.
Für einige Lacher sorgen die zahlreichen Eskapaden und Betrugsversuche von Steve sowie dessen einfallsreiche Ausbruchsversuche aus dem Gefängnis. Der farbenfrohe und gutgelaunte Film ist spritzig inszeniert und verzichtet zum Glück auf den oberflächlichen gross-out-Humor vieler aktueller Komödien.
Fazit: Gutgelaunte Komödie, die trotz einer unverkrampften Herangehensweise an das Thema Schwulenliebe keine Vorurteile abbauen kann.
Wertung: 6 / 10
Steven Russel (Jim Carrey) führt ein Bilderbuchleben mit Frau, Kind, gutem Job und einem schönen Häuschen. Doch nach einem Unfall beschließt er allerdings, sich zu seiner heimlichen Homosexualität zu bekennen und sein leben ab sofort so zu führen, wie er es schon immer wollte. Doch der Lebensstil eines im Luxus schwelgenden schwulen Partylöwen fordert seinen Tribut, v.a. finanzieller Natur. Steven wird zum Schwindler, hinterzieht Steuern und lässt sich auf krumme Geschäfte ein, und wird dafür mit einem Knastaufenthalt belohnt. Dort trifft er seine große Liebe, den ebenfalls homosexuellen Phillip Morris (Ewan McGregor). Schafft Steven es sich für die Liebe zu ändern und auf seinen ausschweifenden Lebensstil zu verzichten…?
Die sympathische und schwungvolle Komödie um Comedystar Jim Carey, der hier einen seiner besseren Auftritte hinlegt, lebt ganz von den Eskapaden und Abenteuern seines Protagonisten und der prickelnden Romantik zwischen dem Schwulenpärchen. Die Liebesszenen wirken im ersten Moment sehr gewöhnungsbedürftig, doch liegt dies einzig und allein den festgefahrenen und engstirnigen Sehgewohnheiten, die Hollywood dem Publikum über Jahre hinweg eingeflößt hat. Niemals würde man hier auf die Idee kommen ein homosexuelles Paar in den Mittelpunkt eines Liebesfilms zu stellen, und dann auch noch Zärtlichkeiten austauschen zu lassen. Viel lieber überlässt man den Schwulen die stereotypen und klischeebehafteten Nebenrollen oder schiebt sie in kleinere Independentproduktionen ab (Ausnahmen bestätigen die Regel: Brokeback Mountain (2005)). Die Leistung von I Love You Phillip Morris liegt darin, Schwulenliebe als ganz normale Liebe zu zeigen, wie sie auch bei heterosexuellen Paaren ausgelebt wird. Auf einige Klischees kann jedoch auch I Love You Phillip Morris nicht verzichten. So sieht man den Schwulen ihr Schwulsein oft schon von weitem an und auch ihre Handlungen scheinen von stereotypen Vorstellungen gelenkt zu werden. Der Film schafft es somit trotz seiner unverkrampften Herangehensweise an das Thema leider nicht, mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen und bestärkt diese streckenweise sogar noch.
Für einige Lacher sorgen die zahlreichen Eskapaden und Betrugsversuche von Steve sowie dessen einfallsreiche Ausbruchsversuche aus dem Gefängnis. Der farbenfrohe und gutgelaunte Film ist spritzig inszeniert und verzichtet zum Glück auf den oberflächlichen gross-out-Humor vieler aktueller Komödien.
Fazit: Gutgelaunte Komödie, die trotz einer unverkrampften Herangehensweise an das Thema Schwulenliebe keine Vorurteile abbauen kann.
Wertung: 6 / 10
Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen
Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans. USA 2009. Regie: Werner Herzog.
Werner Herzogs Neuverfilmung von Abel Ferraras gleichnamiger Leidensgeschichte um Sünde und Erlösung hat nur mehr wenig mit dem Original gemeinsam. Der Polizist McDonagh (Nicolas Cage) leidet nach einem Unfall an chronischen Rückenschmerzen. Um diese zu lindern greift er immer öfter zu harten Drogen, was ihn erst in die Abhängigkeit, dann ins Visier von Buchmachern und Gangstern treibt. Trotz seiner Sucht versucht er, wenn auch auf äußerst korrupte und fragwürdige Art und Weise, einen Mordfall aufzuklären. Doch er verwickelt sich immer mehr in die Machenschaften der Unterwelt…
Der leidende, korrupte und drogenabhängige Cop als Hauptprotagonist ist wohl die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Remake und dem Original aus dem Jahre 1995. Mit Ferraras tiefkatholischer Leidens- und Erlösungsgeschichte hat das nur mehr wenig zu tun. Verglichen mit den Abgründen, die sich in Ferraras Film auftaten, bewegt sich Herzog lediglich an der Oberfläche. Zwar ist ihm ein durchaus sehenswerter Film gelungen, der sich nicht Scheut zu provozieren und zu experimentieren, doch mit der düsteren Intensität der Vorlage kann er nicht mithalten. Dazu verkommt die Hauptfigur zu schnell zur unbeabsichtigten Karikatur und die Wende hin zum Guten wirkt beinahe lächerlich und banal. Während Ferraras Protagonist seine Erlösung nur im Tod finden konnte, wendet sich bei Herzog in fast schon typischer Hollywoodmanier alles zum Guten: McDonagh löst den Fall, ist seine Schulden los, er wird clean, seine Eltern trocken und seine Freundin schwanger.
Inszenatorisch ist an Herzogs Neuverfilmung allerdings nichts auszusetzen. Das von der Flutkatastrophe zerstörte New Orleans, in dem die Handlung spielt, spiegelt das ebenso wüste Innenleben des Protagonisten wider. Ausgefallene Ideen, wie etwa die wiederkehrende „Echsen-Perspektive“, aus der heraus die Handlung mit den Augen eines Krokodils beobachtet wird, oder wenn eine Handkamera minutenlang um eine Gruppe Leguane kreist, verbildlichen nicht nur das Delirium der Hauptfigur, sondern beweisen auch die Independent-Herkunft des Regisseurs.
Die Besetzung von Nicolas Cage war eine gewagte Wahl, da dieser, was die Qualität seiner darstellerischen Leistungen betrifft, wohl einer der wankelmütigsten Darsteller unserer Zeit ist und nur zu gerne in groteskes Overacting verfällt. Doch die Rolle des McDonaghs scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Er verleiht sowohl dem physischen als auch dem psychischen Schmerz seines Charakters Ausdruck und die nötige Authentizität.
Fazit: Polizei-Thriller, der die düstere Atmosphäre des Originals nicht beibehält und zu schnell zur Karikatur verkommt. Schauspielerisch und inszenatorisch dennoch sehenswert.
Wertung: 7 / 10
Werner Herzogs Neuverfilmung von Abel Ferraras gleichnamiger Leidensgeschichte um Sünde und Erlösung hat nur mehr wenig mit dem Original gemeinsam. Der Polizist McDonagh (Nicolas Cage) leidet nach einem Unfall an chronischen Rückenschmerzen. Um diese zu lindern greift er immer öfter zu harten Drogen, was ihn erst in die Abhängigkeit, dann ins Visier von Buchmachern und Gangstern treibt. Trotz seiner Sucht versucht er, wenn auch auf äußerst korrupte und fragwürdige Art und Weise, einen Mordfall aufzuklären. Doch er verwickelt sich immer mehr in die Machenschaften der Unterwelt…
Der leidende, korrupte und drogenabhängige Cop als Hauptprotagonist ist wohl die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Remake und dem Original aus dem Jahre 1995. Mit Ferraras tiefkatholischer Leidens- und Erlösungsgeschichte hat das nur mehr wenig zu tun. Verglichen mit den Abgründen, die sich in Ferraras Film auftaten, bewegt sich Herzog lediglich an der Oberfläche. Zwar ist ihm ein durchaus sehenswerter Film gelungen, der sich nicht Scheut zu provozieren und zu experimentieren, doch mit der düsteren Intensität der Vorlage kann er nicht mithalten. Dazu verkommt die Hauptfigur zu schnell zur unbeabsichtigten Karikatur und die Wende hin zum Guten wirkt beinahe lächerlich und banal. Während Ferraras Protagonist seine Erlösung nur im Tod finden konnte, wendet sich bei Herzog in fast schon typischer Hollywoodmanier alles zum Guten: McDonagh löst den Fall, ist seine Schulden los, er wird clean, seine Eltern trocken und seine Freundin schwanger.
Inszenatorisch ist an Herzogs Neuverfilmung allerdings nichts auszusetzen. Das von der Flutkatastrophe zerstörte New Orleans, in dem die Handlung spielt, spiegelt das ebenso wüste Innenleben des Protagonisten wider. Ausgefallene Ideen, wie etwa die wiederkehrende „Echsen-Perspektive“, aus der heraus die Handlung mit den Augen eines Krokodils beobachtet wird, oder wenn eine Handkamera minutenlang um eine Gruppe Leguane kreist, verbildlichen nicht nur das Delirium der Hauptfigur, sondern beweisen auch die Independent-Herkunft des Regisseurs.
Die Besetzung von Nicolas Cage war eine gewagte Wahl, da dieser, was die Qualität seiner darstellerischen Leistungen betrifft, wohl einer der wankelmütigsten Darsteller unserer Zeit ist und nur zu gerne in groteskes Overacting verfällt. Doch die Rolle des McDonaghs scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Er verleiht sowohl dem physischen als auch dem psychischen Schmerz seines Charakters Ausdruck und die nötige Authentizität.
Fazit: Polizei-Thriller, der die düstere Atmosphäre des Originals nicht beibehält und zu schnell zur Karikatur verkommt. Schauspielerisch und inszenatorisch dennoch sehenswert.
Wertung: 7 / 10
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