Samstag, 30. Oktober 2010

Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen

Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans. USA 2009. Regie: Werner Herzog.

Werner Herzogs Neuverfilmung von Abel Ferraras gleichnamiger Leidensgeschichte um Sünde und Erlösung hat nur mehr wenig mit dem Original gemeinsam. Der Polizist McDonagh (Nicolas Cage) leidet nach einem Unfall an chronischen Rückenschmerzen. Um diese zu lindern greift er immer öfter zu harten Drogen, was ihn erst in die Abhängigkeit, dann ins Visier von Buchmachern und Gangstern treibt. Trotz seiner Sucht versucht er, wenn auch auf äußerst korrupte und fragwürdige Art und Weise, einen Mordfall aufzuklären. Doch er verwickelt sich immer mehr in die Machenschaften der Unterwelt…

Der leidende, korrupte und drogenabhängige Cop als Hauptprotagonist ist wohl die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Remake und dem Original aus dem Jahre 1995. Mit Ferraras tiefkatholischer Leidens- und Erlösungsgeschichte hat das nur mehr wenig zu tun. Verglichen mit den Abgründen, die sich in Ferraras Film auftaten, bewegt sich Herzog lediglich an der Oberfläche. Zwar ist ihm ein durchaus sehenswerter Film gelungen, der sich nicht Scheut zu provozieren und zu experimentieren, doch mit der düsteren Intensität der Vorlage kann er nicht mithalten. Dazu verkommt die Hauptfigur zu schnell zur unbeabsichtigten Karikatur und die Wende hin zum Guten wirkt beinahe lächerlich und banal. Während Ferraras Protagonist seine Erlösung nur im Tod finden konnte, wendet sich bei Herzog in fast schon typischer Hollywoodmanier alles zum Guten: McDonagh löst den Fall, ist seine Schulden los, er wird clean, seine Eltern trocken und seine Freundin schwanger.

Inszenatorisch ist an Herzogs Neuverfilmung allerdings nichts auszusetzen. Das von der Flutkatastrophe zerstörte New Orleans, in dem die Handlung spielt, spiegelt das ebenso wüste Innenleben des Protagonisten wider. Ausgefallene Ideen, wie etwa die wiederkehrende „Echsen-Perspektive“, aus der heraus die Handlung mit den Augen eines Krokodils beobachtet wird, oder wenn eine Handkamera minutenlang um eine Gruppe Leguane kreist, verbildlichen nicht nur das Delirium der Hauptfigur, sondern beweisen auch die Independent-Herkunft des Regisseurs.

Die Besetzung von Nicolas Cage war eine gewagte Wahl, da dieser, was die Qualität seiner darstellerischen Leistungen betrifft, wohl einer der wankelmütigsten Darsteller unserer Zeit ist und nur zu gerne in groteskes Overacting verfällt. Doch die Rolle des McDonaghs scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Er verleiht sowohl dem physischen als auch dem psychischen Schmerz seines Charakters Ausdruck und die nötige Authentizität.

Fazit: Polizei-Thriller, der die düstere Atmosphäre des Originals nicht beibehält und zu schnell zur Karikatur verkommt. Schauspielerisch und inszenatorisch dennoch sehenswert.

Wertung: 7 / 10

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